Geschichte gewinnt in Zeiten höherer Unsicherheit an öffentlicher Relevanz. Die großen Gegenwartsdebatten über den Aufstieg des Populismus, die Gefahren der Automatisierung oder die Konsequenzen der Austerität sind alle von wirkmächtigen historischen Vorannahmen geleitet. Allerdings sind es kaum Geschichtsforschende, die diese Vorannahmen in der Öffentlichkeit verbreiten, sondern Ökonomen, Betriebswirte, Informatiker oder Ingenieure. Ein Grund für die Absenz von Historikerinnnen und Historikern liegt in der gegenwartsbezogenen Ausrichtung dieser Debatten, die dem professionellen Selbstverständnis von Geschichtswissenschaftlern widerspricht. Anstatt kommentierend und korrigierend einzugreifen, halten sich Fachvertreter weitgehend heraus.
Die Forschung im Fachbereich Geschichte verfolgt die Strategie, zu wichtigen Gegenwartsdebatten neue historisierende Perspektiven zu entwickeln, die über die Grenzen des Fachs Geschichte hinaus kritische Wirkung entfalten. Die Universität St.Gallen ist dafür mit ihrer internationalen Ausstrahlung und ihren Schwerpunkten in den Wirtschafts-, Politik- und Rechtswissenschaften eine besonders geeignete Forschungsstätte.
Die thematischen Schwerpunkte des Fachbereichs liegen in der Wissens-, Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte, wobei in allen Feldern die politischen und gesellschaftlichen Implikationen der untersuchten Phänomene im Vordergrund stehen, so etwa in den Forschungen zur Geschichte wissenschaftlicher Experten, öffentlicher Kritiker oder der Austeritätspolitik.
Informationen zu den Forschungsschwerpunkten der einzelnen Fachbereichsmitglieder finden Sie auf den Seiten der Mitarbeitenden.